Landleben – eine Kunstkammer

10. bis 26. Juli 2009

Internationale Kunstkontakte Deutschland – Litauen 2009 

 

 

Ein Workshop in der Landschaft Niederlitauens mit anschließender Ausstellung im Museum Schloss Oginskis.

Beteiligte Künstler/innen: Christiane Heller, Rosi Wolf-Labarenz, Jette Flügge, Dagmar Müller, Ulla Brockfeld, Valdas Eitutis, Zita Incirauskiene, Virginija Degeniene, Jurate Petrulyte, Vytautas Mockaiitis, Ele Kakanauskiene, Kristina Paulauskaite, Beata Zdramyte-Sietinsiene 

Valdas Seferis, geb. 1974 schreibt in seinem Essay „Das lateinische Alphabet“ was für ihn Litauisch sein bedeutet: „Das Wesentliche kann man in keine Sprache übersetzen. Ich glaube Litauisch – Sein bedeutet, ein besonderes Gedächtnis zu haben. In meinem Bewusstsein zumindest verläuft die Grenze zwischen dem Eigenen und dem Fremden durch das Gedächtnis. Aber sobald man versucht, sich in für andere verständliche Worte zu fassen, entfährt es einem – welch armseliges Repertoire! Ich erinnere mich an Dinge, von denen viele Westler gar nichts wissen. Ich habe Kühe gehütet. Ich habe Heu gemäht und Kartoffeln geerntet. Ich bin noch zu einer Zeit zur Welt gekommen, als solche Arbeiten zur ganz normalen Erfahrung gehörten. Erst später in der Universität wurde mir allmählich klar, dass ich eine Lebensform in meinem Gedächtnis trage, die bald aussterben würde.“

Der Dichter Marcelijus Martinaitis, geb. 1936, schöpft für seine Poesie aus der historischen baltischen Weltsicht, aus der mündlich überlieferten Folklore und einer naiven, d.h. wirklichen Wahrheit des Sehens. Das Gedicht muss, so Martinaitis, die alten Legenden, Lügenmärchen, Klagegesänge und Balladen bewahren, damit wir nicht meinen, wir könnten die Welt alleine, ohne die in Jahrhunderten gesammelte Weisheit durchschauen. Die Beziehung zwischen heimatlicher Landschaft und Volk würdigt der Dichter als Möglichkeit, sich der gewalttätigen Geschichte und monotonen Zivilisation zu widersetzen. Sich selbst sieht er als Vertreter einer agrarischen Kultur und Zeitzeuge von deren Untergang.

Für uns, die wir aus dem Westen Europas kommen, ist das ländliche Gedächtnis der Litauer etwas Besonderes. Auch wir haben unsere Wurzeln in einer Agrarkultur, doch sie sind uns nicht mehr gegenwärtig. Unsere Reisen durch die ländlichen Regionen Litauens haben uns beeindruckt und nachdenklich gestimmt und den Wunsch in uns entstehen lassen, gemeinsam, mit litauischen Künstlern den Versuch einer ländlichen Annäherung und Erkundung zu wagen. Mit unseren litauischen Partnern werden wir in der Landschaft Niederlitauens unterwegs sein. Wir werden sammeln: Eindrücke zeichnerisch einfangen und Momente fotografisch festhalten, Menschen treffen und sie nach ihren ländlichen Wurzeln befragen. Wir finden Pflanzen, Erden, Wasser, Samen… In verlassenen Scheunen und Ställen suchen wir nach Erinnerungen an ihre Bewohner. Die Tageszeiten, das Wetter, sich ändernde Situationen und die Erlebnisse mit Mensch, Tier und Natur lassen uns näher sein an dem, was das litauische Landleben ist.

Wir betreiben Feldforschung. Zeichnungen, gepresste Pflanzen, zu Papier gebracht Gedanken – Natur- und Kunstgegenstände finden ihren Platz in Kisten und Kammern. Wie in der Renaissance die Wunderkammern und Schränke gefüllt wurden mit seltenen, kuriosen und magischen Natur- und Kunstgegenständen. Das Ergebnis unserer Feldforschung wird in einer Ausstellung für die litauische Öffentlichkeit sichtbar sein. Das Museum Schloss Oginskis, das Kunstmuseum der Region Niederlitauen, ist der Ausstellungsort .

 

Pressebericht Mendener Zeitung >

 


 

 

 

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