Imti Galvoti – Gedanken Raum geben

Ein Arbeitsaufenthalt mit anschließender Ausstellung in der Stadt Plunge in Litauen, vom 1. bis 19. Mai 2004.

„Imti Galvoti – Gedanken Raum geben“ ist ein Projekt des FrauenKunstForums, Südwestfalen e.V.

Kooperationspartner:
Hilfe für Plunge/Litauen e.V., Menden
Museum „Schloß Oginskis“ Plunge/Litauen
Museumsverein „Schloß Oginskis“
Bibliothek der Stadt Plunge

Sponsoren:
Stadtsparkasse Menden,
Lions-Club Menden
Deutsche Botschaft Vilnius
Kulturministerium/Litauen
Leinenfabrik/Plunge
FrauenKunstForum, Südwestfalen e.V.

Vorbereitungszeit: Mai 2003 bis April 2004
5 Künstlerinnen aus unterschiedlichen Sparten – Keramik, Lyrik, Butoh-Tanz, Musik, Objekte und Installationen, Goldschmiedekunst, Malerei – reisen nach Plunge, Litauen, um bereits bestehende Kontakte auf der künstlerischen Ebene aufzugreifen, neu zu knüpfen und auszuweiten.

Teilnehmende Künstlerinnen:
Ulla Brockfeld, Menden – Keramik, Objekte, Installationen
Eva von der Dunk, Nordkirchen – Lyrik, Kurzprosa
Angela Kalwa, Witten – Butoh-Tanz, Musik
Dagmar Müller, Iserlohn – Schmuck, Objekte
Barbara Wagner, Wetter – Malerei, Objekte, Installationen

Unterstützende Begleitung:
Ulla Amsler, Hilfe für Plunge/Litauen e.V., Menden

Projektidee:
Es soll ein Austausch stattfinden, der als Initialveranstaltung für längerfristige und weiterführende Begegnungen zwischen deutschen und litauischen Künstlerinnen fungieren wird. Die produktive Arbeit wird in Litauen an Ort und Stelle stattfinden.

Thematik der künstlerischen Auseinandersetzung werden die vorgefundenen Gegebenheiten in Korrespondenz mit dem jeweils eigenen künstlerischen Medium und der eigenen Geschichte sein. Es gilt das Fremde im Eigenen mit dem Eigenen im Fremden in Kontakt zu bringen und dem Prozess, der daraus folgt, Ausdruck zu verleihen. Soweit möglich werden ausschließlich die vorgefundenen Werkstoffe und Fundstücke sowohl in Klang, Sprache, Oberflächenstrukturen, aber auch als Materialien die Grundlage der künstlerischen Arbeit sein.

Über die Arbeit an öffentlichen Innen- und Außenräumen außerhalb des musealen Raumes kann und soll der Kontakt zu den Menschen vor Ort unmittelbar hergestellt werden.

Ein wichtiger Gesichtspunkt der Planung ist die Zusammenarbeit und der Austausch mit KünstlerInnen und Künstlern vor Ort, um eine Grundlage für langfristige und vielfältige Austauschprojekte in beide Richtungen zu schaffen. Die Künstlerinnen wollen dem Leben der Menschen in Litauen nicht mit in Deutschland entstandenen künstlerischen Objekten begegnen, sondern den Blick vor Ort für das ganz Eigene des Ortes schärfen, sensibler werden für die andere Kultur, dem anderen Leben begegnen und Möglichkeiten für temporäre und auch dauerhafte Verbindungen schaffen. Die Kunst kommt zu den Menschen. Die Künstlerinnen wollen sich mit den Bedingungen vor Ort auseinander setzen und den Bürgern und Künstlern der Region begegnen, die Kunst als einen bestimmenden Bestandteil des Lebens sehen. Dadurch gewinnt die Kunst eine Kulturaufgabe, nicht nur das Erhabene, nur das Ästhetische zu sein, sondern das gesellschaftliche Leben, die Kultur, die Politik mit einzubeziehen.

John Cage formulierte es so:„… Kunst ist ein Prozess, der durch eine Gruppe von Menschen in Bewegung gesetzt wird und nicht ein von einer Person gemachtes Objekt, Kunst ist gesellschaftsbedingt. Kunst heißt nicht, dass einer etwas sagt, sondern, dass Leute Dinge tun, die jedem (die Beteiligten mit einbezogen) die Möglichkeit geben, Erfahrungen zu machen, die man sonst nicht hätte…“

Aufenthalt vor Ort:

Sonntag, den 2. Mai:
Begrüßung und Empfang im Deutschen Zentrum in Plunge.

Montag, den 3. Mai:
Pressekonferenz im Museum „Schloß Oginskis“.
Vorstellen der Künstlerinnen und der Projektidee.
Besichtigung der Stadt Plunge, des Museums „Schloß Oginskis“ und des Schloßparks.
Besuch eines traditionellen Drahtkorbflechters um die Technik

Dienstag, den 4. Mai:
Arbeitsgespräch mit der Geschäftsleitung der Leinenfabrik, im Anschluß die Besichtigung der Produktion.
Treffen mit Jakuvo Bunka an den Überresten der Jüdischen Synagoge in Plunge. Jakuvo Bunka ist der letzte lebende Jude der Stadt Plunge ( Plunge hatte im Jahr 1850 einen jüdischen Bürgermeister und war zu 55% von jüdischen Bürgern bewohnt.
Besuch der Jüdischen Gedenkstätte „Kausinai“ in der Nähe von Plunge. Die Gedenkstätte ist auf Initiative von Jakuvo Bunka mit Hilfe von Juden aus Israel und den USA entstanden.
Erstes gemeinsames Gespräch der Künstlerinnen über ihre Eindrücke und eine mögliche Umsetzung.

Mittwoch, den 5. Mai:
D. Müller U. Brockfeld und B. Wagner halten sich in der Produktion der Leinenfabrik auf um ihre Ideenansätze zu vertiefen. Eva von der Dunk nimmt Kontakt zur Bibliothek auf. In einer Veranstaltung der Bibliothek anlässlich des EU – Beitritts Litauens liest Eva von der Dunk ihre Gedichte in deutscher Sprache, gemeinsam mit ihr liest eine litauische Lyrikerin in ihrer Heimatsprache. Angela Kalwa zeigt im Hof der Bibliothek eine Performance. Am Abend Gespräch der Künstlerinnen, sie legen sich auf eine erste Themenumsetzung fest, damit der produktive Teil der Arbeit beginnen kann.

Donnerstag,den 6. Mai:
Eva von der Dunk: Sie begibt sich mit Hilfe vonVirgina Liutikaite (Bibliothek/Plunge) in eine lyrische Auseinandersetzung mit der litauischen Dichterin Danute Paulauskaite.

Angela Kalwa: Sie besucht auf Einladung der Kunstschule eine Tanzklasse und gibt dort eine Einführung in den Butoh -Tanz. Inspiriert durch Arbeitsabläufe und Geräusche in der Leinenfabrik und die Geschichte der Perkunas – Eiche beginnt sie mit dem Einstudieren mehrerer Performances.

Dagmar Müller und Ulla Brockfeld: Beide Künstlerinnen haben sich für eine erste gemeinsame Arbeit entschieden. Es soll ein Erinnerungsvlies   für 84 getötete jüdische Schulmädchen entstehen. Der Arbeitsort wird die Gedenkstätte „Kausinai“ sein.

Barbara Wagner: Sie beginnt inspiriert von Flachs, Leinen und den Arbeitsabläufen in der Leinenfabrik mit der Konzeption einer Rauminstallation.

In dem Zeitraum bis zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 16.Mai entwickeln sich aus der Begegnung mit Menschen, Orten, Materialien die unterschiedlichsten Aktivitäten und Objekte. Es finden Treffen in Hochschulen mit Kunststudenten statt und Atelierbesuche bei Künstlern und Künstlerinnen der unterschiedlichsten Sparten (Holzbildhauer, Maler, Goldschmiede, Textilkünstler, Musiker). Es würde zu weit führen alles zu beschreiben.

Auf grund der Lebens- und Arbeitssituation der Künstler war es nicht möglich während unserer produktiven Arbeit kontinuierlich mit litauischen Künstlern und Künstlerinnen zu arbeiten.

Ausstellungseröffnung: Sonntag, den 16.Mai
Unter großem Interesse von Bürgern und Künstlern der Stadt Plunge, den Vertretern der Stadt sowie offiziellen Gästen aus der Deutschen Botschaft und dem Litauischem Kultur – Ministerium findet die Abschlußpräsentation im Museum „Schloß Oginskis“ statt. Gespräche und Führungen mit Schülern und Schülerinnen unterschiedlichen Alters folgen an den darauffolgenden Tagen.

Ausstellungsdauer: 16. Mai bis 1. August 2004
Die vor Ort entstandenen Arbeiten sind zum größten Teil in den Besitz des Museums sowie des jüdischen Zentrums und der Bibliothek übergegangen.

Dokumentation:
Der gesamte Aufenthalt in Litauen ist von der Fotografin Kristina Paulauskaite begleitet und fotografiert worden. Die Fotodokumentation war gemeinsam mit den entstandenen Kunstobjekten und Installationen im Museum „Schloß Oginskis“ zu sehen.

Weitere Aussichten:
Im September 2004 sind erste Gespräche über die Weiterführung unserer Kontakte mit den Kooperationspartnern in der Stadt Plunge/Litauen geführt worden. Es wird ein großes Interesse an dem Ausbau weiterer Begegnungen signalisiert.

Dokumentation:
Am 5.Dezember 2004 wird in der Rathaus – Galerie der Stadt Menden die Fotodokumentation der Fotografien Kristina Paulouskaite gezeigt, weiter werden Materialproben und Objekte die in Litauen entstanden sind ausgestellt. Angela Kalwa zeigt eine ihrer in Litauen entstandenen Performances.

Weitere Ausstellungsorte sind in der Planung.

Wir bedanken uns bei allen, Virginija, Kristina, Vilma, Auguste, Violeta, Irena, Joozas, Alvidas, Jakuvo, Felizitas… u.v.a.
In den 18 Tagen in diesem fremden Land sind Fragen entstanden, offen geblieben, ist Neugier entstanden und große Sympathie für dieses Land und seine Menschen.

 

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